Seit mindestens 40 Jahren trifft sich in den Räumen der Friedenskirchengemeinde in Unterlüß eine Selbsthilfegruppe für suchtkranke Menschen. Geleitet wird sie von dem Ehepaar Ursel und Wolfgang Vorwerk. Die beiden gehören seit 1988 zur Gruppe. Sie kamen aus eigener Betroffenheit dorthin. Heute helfen sie Menschen, denen es ähnlich geht, wie ihnen damals. Wer durch Alkohol oder andere Suchtmittel in Abhängigkeit geraten ist, kann in der Gruppe ebenso Unterstützung finden wie Angehörige von Suchtkranken.
Kontrolliertes Trinken funktioniert bei Alkoholikern nicht.
Allerdings kann nicht allen geholfen werden. „Wir können nur denen helfen, die ihr Leben verändern wollen.“, betont Wolfgang Vorwerk. Und das bedeutet im Falle von Alkoholkrankheit, ein Leben ohne Alkohol zu führen. „Kontrolliertes Trinken funktioniert bei einem Alkoholiker nicht.“, wissen die beiden ausgebildeten Suchthelfer. In den Jahren, die sie bei der Gruppe sind, haben sie schon manchen erlebt, der das versuchen wollte. Stets endete es mit einem Rückfall in die Sucht.
Die Selbsthilfegruppe in Unterlüß gehört dem Verein „Die neue Basis e. V.“ an. Er wurde 2001 gegründet und ist Mitglied im Diakonischen Werk Niedersachsen. Zahlreiche Gruppen in den Landkreisen Gifhorn, Celle und Uelzen sowie der Region Hannover gehören zum Verein, in dem sich das Ehepaar Vorwerk ebenfalls im Vorstand engagiert. Eng vernetzt ist der Verein mit der Psychosozialen Beratungsstelle des Kirchenkreises in der Fritzenwiese in Celle.
Wolfgang und Ursel Vorwerk: "Wir haben Hilfe bekommen, als wir sie brauchten. Heute wollen wir anderen helfen."
Neben der Arbeit im Verein und in der Gruppe sind Ursel und Wolfgang Vorwerk auch in der Kirchengemeinde aktiv. „Wir sind durch die Sucht zur Kirche gekommen.“, sagen sie.
Ursel Vorwerk gehört dem Gemeindebeirat an. Außerdem bereitet sie mit einer Gruppe von sechs Frauen den monatlichen Seniorenkreis vor. Wolfgang Vorwerk ist seit 2006 Kirchenvorsteher und Mitglied im Bauausschuss der Gemeinde. Trotz dieser vielfältigen Aufgaben wirken die beiden fröhlich und entspannt. „Wir laufen erst zu Hochform auf, wenn wir viel zu tun haben.“ sagt Ursel Vorwerk lachend. Und weist fröhlich auf die fünf Enkelkinder hin, die auch ihre Aufmerksamkeit bekommen wollen. Wichtig ist beiden, dass die ehrenamtliche Arbeit Freude macht. „Geknüppelt habe ich lange genug“, meint der gelernte Bauschlosser mit Blick auf seine 49 Arbeitsjahre. Die Atmosphäre in der Friedenskirchengemeinde und in der Selbsthilfegruppe scheint zu stimmen. Ans Aufhören denken beide im Moment jedenfalls noch nicht. Und Ursel Vorwerk fühlt sich in der Gemeinde so sehr zuhause, dass die gebürtige Katholikin in die evangelische Kirche übergetreten ist.
Weitere Infos zur Selbsthilfegruppe in Unterlüß und zum Verein „Die neue Basis“ finden Sie auf der Internetseite:
www.dnb-info.de
Das Gespräch mit dem Ehepaar Vorwerk führte Karsten Willemer, Pastor an der Pauluskirche in Celle