Kirchenfenster der Friedenskirche, Foto: Sabine Manneke

Andacht zur Jahreslosung 2019

Landessuperintendent Dieter Rathing zur Jahreslosung 2019

Suche Frieden und jage ihm nach. Psalm 34,15

Suchen und jagen. Zwei Aufforderungen. Der Frieden hat es nötig, dass wir uns doppelt um ihn mühen. Im Großen und im Kleinen. Suchen und jagen. In beiden Worten stecken Aktivität und Ausdauer. Frieden stellt sich nicht von alleine ein. Auf Frieden kann man nicht warten. Ich muss etwas für ihn tun.

Das erste ist der Verzicht auf Vergeltung. „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ Der Friedensnobelpreisträger Martin Luther King bemerkte dazu: „Das alte Gesetz von ‚Auge um Auge‘ hinterlässt auf beiden Seiten Blinde.“ Das stimmt zwischen Menschen und das stimmt zwischen Staaten und Völkern. Wirklicher Frieden wurde mit einem Krieg noch nie gewonnen.

Das zweite ist die Einsicht: Die eigentliche Wurzel des Unfriedens liegt nicht in äußeren Taten, sondern im Innern des Menschen. Bevor ein Krieg ausbricht, hat er längst schon in den Herzen der Menschen begonnen. Deshalb heißt der erste Satz in der Präambel der UNESCO, die angesichts des Grauens des Zweiten Weltkrieges gegründet wurde: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Friede im Geist der Menschen verankert werden.“

Deshalb drittens die Frage: Warum haben wir uns daran gewöhnt, riesige Arsenale von Waffen zu horten? Wir liefern Waffen in alle möglichen Teile der Welt und wundern uns, wenn sie eingesetzt werden. Menschen, die sich radikal für Abrüstung einsetzen, werden misstrauisch beäugt. Ihr Suchen und Jagen nach Frieden wird oft als staatsfeindlich angesehen. Da stimmt doch was nicht.

Wer dem Ausflug in die große Friedenspolitik nicht folgen mag, der kann zu Hause anfangen. Er kann sich von dem Mönch erzählen lassen, zu dem in die Klosterzelle ein Besucher kommt mit der Frage: „Sag mir, was kann ich als einzelner, kleiner Mensch zum großen Frieden beitragen?“ Der Mönch antwortet: „Wenn Du gleich das Zimmer verlässt, dann schlage die Tür nicht so laut zu.“

Schlage die Tür nicht so laut zu. Wörtlich genommen oder übertragen verstanden. Jede Tür, die nicht zugeschlagenen wird, ist ein Beitrag zum Frieden.

Landessuperintendent Dieter Rathing

Dieter Rathing

Dieter Rathing wurde am 20. Dezember 1956 in Aerzen (Landkreis Hameln) geboren. Er studierte evangelische Theologie in Tübingen und Göttingen und absolvierte sein Vikariat in der Stader Kirchengemeinde St. Cosmae-Nicolai.

Nach seiner Ordination wurde er 1986 Pastor in der Stader Kirchengemeinde St. Wilhadi, wechselte 1994 zur Osnabrücker Kirchengemeinde St. Marien und wurde 2001 Superintendent des Kirchenkreises Verden. Rathing hat eine Ausbildung als Bibliodrama-Leiter, zudem absolvierte er den Studiengang Öffentlichkeitsarbeit des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (gep).

Als Superintendent in Verden übernahm Rathing eine Reihe weiterer Aufgaben, u.a. als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der „Diakoniestationen im Kirchenkreis Verden gGmbH“ und als Kuratoriums- vorsitzender der Bildungseinrichtung „Evangelische Kreisakademie im Kirchenkreis Verden“.
Dieter Rathing ist mit der Lehrerin Heidi Rathing verheiratet. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder.

Rathing joggt gerne und hört dabei Hörbücher. Im Sommer geht er mit seiner Frau regelmäßig auf eine Fahrradtour, im Herbst stehen Wanderungen auf dem Freizeitprogramm.