Kirchenfenster der Friedenskirche, Foto: Sabine Manneke

Andacht zur Jahreslosung 2020

Wo meine Bilder hängen

Landessuperintendent Dieter Rathing zur Jahreslosung 2020:
"Ich glaube, hilf meinem Unglauben!"
Markus 9,24

"Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube, dass im Himmel ein paar von meinen Bildern hän- gen.“ So soll der spanische Ma- ler Pablo Picasso (1881-1973) einmal auf die Frage nach seinem Glauben geantwortet haben. Er glaube nicht an Gott, sagt er. Aber schon im nächsten Halbsatz glaubt er an einen Himmel, in dem seine Bilder hängen. Wie die Farben auf seiner Palette mischt Picasso in einen Satz beides, Glauben und Unglauben.

Ich finde, so darf man vom Glauben sprechen. Und vom Unglauben auch. Das mischt sich immer wieder ineinander. Skepsis und Hoffnung. Über- zeugung und Zweifel. Gewiss- heit und Möglichkeit. Einerseits glaube ich nicht, andererseits hoffe ich aber doch. In manchen Momenten bin ich fest über- zeugt von Gott, zu anderen Zeiten habe ich Fragezeichen. Mal sehe ich gar keinen Him- mel, und mal glaube ich, dass da meine Bilder hängen.

Meine Erfahrung ist: Echter Un- glaube ist genauso selten wie ein Glaube ohne Fragezeichen. Wir schwimmen meistens im großen grauen Meer dazwi- schen. Mal sind wir der einen Küste näher, mal der anderen. Wichtig ist, dass wir das Schwimmen nicht verlernen. Denn wenn wir auf der Seite des Unglaubens ankommen, dürfen wir trotzdem noch mal ins Wasser gehen. Wer will das ausschließen? Und kommen wir auf der Seite des Glaubens an, können wir trotzdem noch mal ins Meer geworfen werden. Wer will das wissen?

Was ich aber weiß, dauerndes Schwimmen macht auch müde. Und wo lege ich im Zweifel dann zuerst an? Da oder hier? Hier oder da? Für mich steht die Entscheidung fest. Ich mag keine kahlen Wände. Ich mag keine leeren Räume. Ich ent- scheide mich für den Glauben. Ich entscheide mich für den, bei dem im Himmel meine Bilder hängen. Auch wenn ich noch mal raus ins Meer geworfen werden sollte. Ich weiß, wo ich hin will. „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“

Dieter Rathing
Landessuperintendent im Sprengel Lüneburg

Dieter Rathing

Dieter Rathing wurde am 20. Dezember 1956 in Aerzen (Landkreis Hameln) geboren. Er studierte evangelische Theologie in Tübingen und Göttingen und absolvierte sein Vikariat in der Stader Kirchengemeinde St. Cosmae-Nicolai.

Nach seiner Ordination wurde er 1986 Pastor in der Stader Kirchengemeinde St. Wilhadi, wechselte 1994 zur Osnabrücker Kirchengemeinde St. Marien und wurde 2001 Superintendent des Kirchenkreises Verden. Rathing hat eine Ausbildung als Bibliodrama-Leiter, zudem absolvierte er den Studiengang Öffentlichkeitsarbeit des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (gep).

Als Superintendent in Verden übernahm Rathing eine Reihe weiterer Aufgaben, u.a. als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der „Diakoniestationen im Kirchenkreis Verden gGmbH“ und als Kuratoriums- vorsitzender der Bildungseinrichtung „Evangelische Kreisakademie im Kirchenkreis Verden“.
Dieter Rathing ist mit der Lehrerin Heidi Rathing verheiratet. Das Ehepaar hat zwei erwachsene Kinder.

Rathing joggt gerne und hört dabei Hörbücher. Im Sommer geht er mit seiner Frau regelmäßig auf eine Fahrradtour, im Herbst stehen Wanderungen auf dem Freizeitprogramm.