Jugendfreizeit in Schweden 2011
„Können wir nicht noch eine Woche länger bleiben? Wir werfen auch alle unser restliches Taschengeld zusammen!" Solche Anfragen waren gegen Ende unserer Freizeit wiederholt zu hören. Was war passiert? Hier der Versuch, Antworten zu finden:
Festzuhalten ist zunächst folgendes: Erstmals machten sich Jugendliche aus dem Kirchenkreis Uelzen und der Kirchengemeinde Unterlüß gemeinsam auf den Weg in den hohen Norden. Unser urgemütliches Freizeithaus namens „Gläntan i Edsbyn“ lag immerhin 250 km Luftlinie nordnordwestlich von Stockholm fernab der Zivilisation inmitten der Natur, was anreisetechnisch fast 20 Stunden Busfahrt bedeutete.
Vielleicht trug unser Reiseziel mit zur guten Stimmung bei, denn der nahe See lud zum Baden, Angeln und Bootfahren ein und manche Nacht wurde bei „Robinsonaktionen“ im Freien verbracht. Aber auch das zum Haus gehörige Gelände mit Sportplatz und Feuerstelle sowie das Haus selbst mit Sauna, Kaminraum und anderen „Rückzugsräumen“ machten die gesunde Mischung aus „gemeinsamer Zeit in der Großgruppe“, „Zeit in kleineren Gruppen“ und „Zeit für sich allein“ möglich: So konnte es sein, dass man täglich um 5.00 Uhr morgens mit einer kleinen Gruppe Verrückter in den See sprang, um anschließend wieder schlafen zu gehen und vormittags an einem der vielen Workshop-Angebote teilnahm, sich aber nachmittags in einer Mannschaft der Wasser- oder Lagerolympiade befand, um nach der Abendandacht allein in der Sauna zu sitzen und anschließend auf dem Dachboden in gemischter Gruppe die Nacht zum Tage zu machen.
Vielleicht trugen auch viele andere Dinge zum Gelingen der Freizeit bei: Die Möglichkeit, an einer 6tägigen Wanderung durch die Wildnis teilzunehmen, zwei Tagestouren in die „Zivilisation“ nach Söderhamn und Falun oder die Bierbrau- Nacht, in der das legendäre „Gläntan- Bier“ („…und du wirst zum Elch!“) entstand, Workshopangebote, die von Freundschaftsbändern über Uhrenbau, Wellness und Sport bis hin zu Metallarbeiten reichten, schräge Aktionen wie Quadfahren oder Springen vom 10- Meter- Turm in einem Freibad (nur der Diakon trug ein paar Blessuren davon) und natürlich der Wetten- dass- Abend, bei dem ein Teilnehmer barfuß über glühende Kohlen ging, ohne eine einzige Brandblase davon zu tragen.
Das alles spricht für ein tolles Mitarbeiterteam, das sich in fast einem dreiviertel Jahr Vorbereitung viel Zeit (und z.T. den Jahresurlaub) nahm, unser Unternehmen planerisch und später in Schweden praktisch in die Wege zu leiten!
Vielleicht war es auch die Küche, die als Rückgrat der ganzen Sache mit guter Verpflegung dafür sorgte, dass Leib und Seele stets zusammen gehalten waren. Es muss schon als dickes Lob gewertet werden, wenn Teilnehmer fragen, ob sie noch einmal mehr Küchendienst machen dürfen und die „Küchenfeen“ Bine (Erzieherin) und Meike (Speditionskauffrau) von Teilnehmenden gefragt werden, in welchem Restaurant sie als Köchinnen arbeiten würden!
Wahrscheinlich war es aber die Mischung aus allem, die unsere Freizeit so gut gelingen ließ. Und nicht zuletzt trugen auch die „Perlen des Glaubens“, die unser Thema waren, mit zum Gelingen bei, denn viele der oben genannten Dinge hatten einen thematischen Bezug, so dass wir nicht nur in den täglichen Andachten unsere „Termine mit Gott“ hatten.
Mein Lieblingsbeispiel ist das „Gläntan- Bier“: Als wir in der zweiten Nacht vor Ort stundenlang Malz und Hopfen vor sich hin köcheln ließen, dabei in der Küche Party machten, um anschließend die Hefe dazu zu geben, war der nächste Schritt: Den Gärbehälter still stehen lassen und Warten! Erst im Abschußgottesdienst am letzten Abend konnten wir unser Gebräu kosten. Es schmeckte schon nach Bier, war aber noch lange nicht fertig, denn eigentlich hätte es noch 5 weitere Wochen gebraucht. Aber: Da war gärtechnisch in der Stille Wesentliches passiert!
Ähnlich war es mit unserer Schwedenfreizeit: Wir warfen als „Zutaten“ 49 Leute mit ihren unterschiedlichen Gaben und Fähigkeiten in einen Topf und hatten viel Spaß dabei, aber das Eigentliche passierte fast unsichtbar: Plötzlich waren neue Freundschaften entstanden, plötzlich waren neben Ulk und Gaudi auch ernste Gespräche im Gang, plötzlich wurde in den Andachten laut mitgesungen und, und, und… - Kurz: Bei dieser Freizeit war zu spüren, dass Gott dabei war und seine Finger im Spiel hatte. Und wie beim „Gläntan- Bier“ müsste man sagen: Da kann noch etwas weitergehen…
Ingo Voigt